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Vom Laden in die Kita?

11.06.2012 Kommentare (0)

Als Rückschlag und überaus kontraproduktiv hat der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, den Vorschlag bezeichnet, ehemalige Mitarbeiterinnen der Drogeriemarktkette Schlecker umzuschulen und in Kindertagesstätten einzusetzen. "Über die Wertschätzung pädagogischer Berufe ist damit alles gesagt." Die Idee sei denkbar schlecht, suggeriere sie doch, dass der Beruf der Erzieherin leicht erlernbar und von jedem ausführbar sei. Weder den ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen noch den Kindertagesstätten sei damit gedient.

Anstatt den Erzieherinnenberuf aufzuwerten, Qualität und Professionalisierung in die Einrichtungen zu tragen, werde die Arbeit in Kindertagesstätten als wenig ernst zu nehmende "Frauensache" abgetan, die deshalb auch unterbezahlt bleiben könne. Der Vorschlag von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sei mindestens so beschämend wie die Bezahlung deutscher Erzieherinnen. Er müsse schleunigst vom Tisch. "Die betroffenen Schlecker-Mitarbeiterinnen brauchen stattdessen wirksame Hilfen und echte Perspektiven." Es müsste doch jedem einleuchten, dass Erfordernisse, die der Einzelhandel an Beschäftigte stellt, grundsätzlich andere seien, als Erfordernisse, die Kleinst- und Kleinkinder an Beschäftigte in Kindergärten und Kindertagesstätten stellen würden.

An die Bayerische Familienministerin Christine Haderthauer richtete der BLLV-Präsident den Appell, das absurde Vorhaben zu stoppen. Die Situation sei für die rund 35.000 Erzieherinnen in Bayern - in der Regel sind es Frauen - nach wie vor schwierig. "An die Berufsgruppe werden zwar höchste Anforderungen und Erwartungen gestellt, gleichzeitig mangelt es aber an konzeptioneller, ideeller und finanzieller Unterstützung." Kindertagesstätten müssten endlich so ausgestattet werden, dass die anspruchsvollen Herausforderungen des Bildungs- und Erziehungsplanes auf hohem Niveau erfüllt werden könnten. Kompetente und frühe Förderung spiele in der Bildungsbiografie von Kindern eine zentrale Rolle. Das dafür zuständige Personal müsse daher bestens qualifiziert sein und dürfe nicht mit einem Hungerlohn abgespeist werden. In teueren Ballungsgebieten könne davon kaum der Lebensunterhalt bestritten werden. Wenzel verlangte erneut eine Stärkung der Erzieherinnenausbildung: In den meisten EU-Ländern sei es üblich, dass Erzieherinnen studierten und mit einem Bachelor abschließen, der mit einem Masterstudiengang ergänzt werden könne. "Dringend erforderlich sind auch Möglichkeiten der professionellen Weiterqualifizierung für Erzieher/innen, die bereits im Beruf stehen."

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