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Vorbild Australien: Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche?

21.02.2025 Kommentare (2)

Die Sozialen Medien sind Fluch und Segen zugleich. Noch nie zuvor waren die Menschen so vernetzt wie heute. Kontakte lassen sich über WhatsApp, Instagram und Co. auch über große Entfernungen halten und man findet Gleichgesinnte auf der ganzen Welt. Doch mit all den Vorteilen kommen auch Nachteile wie Cybermobbing und -grooming, Online-Sucht oder die rapide Verbreitung von Fake News. Besonders für Kinder und Jugendliche ist es oft schwer, die Konsequenzen ihrer Online-Aktivitäten einzuschätzen. Doch ist ein Verbot von Social Media nach australischem Vorbild der richtige Weg, mit diesen Herausforderungen umzugehen? SpardaSurfSafe, eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, wägt die Vor- und Nachteile eines solch drastischen Schrittes gegeneinander ab. 

Instagram, Snapchat oder TikTok sind Apps, die aus dem Alltag vieler Jugendlicher hierzulande kaum noch wegzudenken sind. Für australische Teenager hingegen sind solche Apps seit Ende 2024 tabu. Einem umstrittenen Gesetz zufolge ist die Nutzung von Social Media für Jugendliche unter 16 Jahren verboten. Während Befürworter diesen Schritt als wichtigen Schutzmechanismus für junge Menschen gegen Cybermobbing, Cybergrooming, Online-Sucht, Datenschutzverstöße und ähnliches sehen, bemängeln die Kritiker des neuen Gesetzes, dass so die persönliche Freiheit eingeschränkt werde und die Kinder und Jugendlichen keine digitale Kompetenz erlernten.

Doch wäre ein ähnliches Verbot auch bei uns vorstellbar? „Tatsächlich geben viele soziale Netzwerke wie beispielsweise Instagram oder Snapchat bereits ein Mindestalter von 13 Jahren vor. Wer jünger ist, verstößt gegen die Richtlinien der Plattformen und läuft Gefahr, dass der Account jederzeit gesperrt werden könnte“, erklärt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e.V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe. Doch in der Realität halten sich Kinder und Jugendliche häufig nicht an diese Vorgaben und erhalten auch in jüngerem Alter Zugang zu den Plattformen – mit allen Konsequenzen. Würde ein gesetzliches Verbot daran etwas ändern? Sicher würden Jugendliche auch dann Wege finden, Social Media trotz eines Verbots heimlich zu nutzen. Das könnte dazu führen, dass sie sich gar nicht trauen, mit Eltern oder Lehrern über mögliche Probleme zu sprechen, die sie dort erleben. „Allein dieses Argument der Kritiker zeigt, dass ein generelles Verbot nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann“, führt Schartner aus.

Doch was spricht dann für den australischen Vorstoß? Zum einen sollen Kinder und Jugendliche vor Cybermobbing geschützt werden – und natürlich haben die Befürworter recht: Wer nicht in den sozialen Medien aktiv ist, ist den dort grassierenden Beleidigungen, Nachstellung oder Gerüchten auch nicht ausgesetzt. Doch wenn sie dann mit 16 Jahren Zugang erhalten, haben sie keine Kompetenzen im Umgang mit diesen leider weit verbreiteten Problemen und Gefahren entwickelt.

Auf der Seite der positiven Effekte wird außerdem angeführt, dass die Kinder und Jugendlichen ohne Social Media wieder mehr Zeit für echte Freundschaften und Hobbys in der realen Welt haben würden. Doch das sei falsch, wie die Kritiker des Verbots behaupten. Denn Freundschaften zu knüpfen und aufrechtzuerhalten sei mit eine der Hauptaufgaben sozialer Medien – gerade für Kinder, die sich in der realen Welt schwertäten, Anschluss zu finden.

Ein weiteres wichtiges Argument auf Seiten der Befürworter des Verbots: Auf Social Media geht es oft darum, wie viele Likes oder Follower man hat. Viele Jugendliche seien dadurch getrieben, stünden unter Druck, immer Gefallen zu wollen. Dieser ständige Vergleich verursache gerade bei jüngeren Menschen, deren Persönlichkeit noch nicht umfassend ausgebildet sei, enormen Stress, sagen Befürworter eines Verbots. Ohne Social Media würde dieser Druck wegfallen. Dem widersprechen die Kritiker auch gar nicht. Sie kommen jedoch zu einem anderen Schluss: Sie argumentieren, wenn Jugendliche mit 16, also mitten in der Pubertät, plötzlich diesem Druck ausgesetzt würden, könne genau das schwerwiegende Konsequenzen haben. Weil sie bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Chance hatten, die entsprechende Widerstandsfähigkeit und Reife zu entwickeln.

Zu guter Letzt sehen viele, gerade ältere Menschen, die sozialen Medien als Zeitverschwendung an. Die vielen Stunden, die Kinder und Jugendliche mit dem Scrollen durch Instagram & Co. verbringen, könnten doch viel sinnvoller genutzt werden, etwa für die Schule. „Doch wer sich einmal zurückerinnert an seine eigene Schulzeit wird feststellen, dass man auch ohne soziale Medien immer etwas gefunden hat, mit dem man sich von unliebsamen Dingen wie Hausaufgaben ablenken konnte. Sinnvoller ist es, wenn die Kinder und Jugendlichen digitale Kompetenzen erlernen, um trotz allgegenwärtiger Ablenkung ihre Aufgaben zu erfüllen“, erklärt Schartner.

Doch wie kann ein solcher Lernprozess aussehen, damit er eine sinnvolle Alternative zu einem Social-Media-Verbot darstellt? Hierüber hat man sich bei SpardaSurfSafe bereits seit Jahren Gedanken gemacht. „Wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen Medienkompetenz entwickeln. Das bedeutet, dass sie sich der Risiken bewusst sind und den richtigen Umgang mit den Verlockungen und Gefahren der digitalen Welt erlernen“, fasst Schartner zusammen. Initiativen wie SpardaSurfSafe bieten dafür zahlreiche Materialien. Auch eine Beschränkung der Online-Zeiten kann sinnvoll sein, entweder freiwillig oder über eine App, die die Nutzungszeit einschränkt, wenn man Probleme damit hat, sich selbst zu disziplinieren.

Doch das wichtigste ist, dass sich die Kinder und Jugendlichen der Gefahren und Probleme der sozialen Medien bewusst sind. Dabei können Programme wie SpardaSurfSafe helfen, aber auch die Eltern sollten eingebunden werden und einen offenen Dialog mit ihren Kindern suchen. „Dabei sollten auch klare Regeln für die Nutzung der sozialen Medien vereinbart werden. Sittenwidrige Inhalte und Mobbing sollten tabu sein – nicht nur für Kinder und Jugendliche“, erklärt Schartner. Letztlich muss es das Ziel sein, unpassende Inhalte von den Plattformen zu verbannen. Statt Nutzungsverbote für Jugendliche zu erlassen, sollten Plattformbetreiber dazu verpflichtet werden, selbst mehr für den Schutz Jugendlicher zu tun, z. B. durch strengere Kontrollen oder automatische Warnungen bei Cybermobbing.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren nach australischem Vorbild zwar durchaus einige positive Auswirkungen haben könnte, ob die Betroffenen davon auf lange Sicht davon profitieren, ist fraglich. Viel wichtiger ist die konsequente Schulung der Medienkompetenz und das Erlernen des Umgangs mit Gefahren aus dem Netz.

Auch bei der Initiative SpardaSurfSafe weiß man um die Relevanz der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Daher wird das Thema auch auf der Webseite in vielen spannenden Artikeln, etwa zu Fake News, behandelt. Weitere Informationen stehen auf der Webseite von SpardaSurfSafe unter https://www.spardasurfsafe-bw.de/ zur Verfügung.


Quelle: Quadriga Communication GmbH


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Kommentare (2)

Kerstin Perbandt 25 März 2025, 14:58

Ich bin auf jeden Fall für ein Social Media Verbot für unter 16Jährige. Solange dort jugendgefährdende Inhalte zu finden sind, sie suchtmachende Algorithmen haben und zu schädlicher Kontaktaufnahme (z.B. von Pädophilen) genutzt werden können, müssen Kinder hier geschützt werden.
Es gibt derzeit eine Petition dazu an den Bundestag. Wer sie unterstützen will, kann sie hier finden https://www.smarterstartab14.de/sma16

Armin Krenz 01 März 2025, 14:57

Es ist dringend angezeigt, sich verstärkt unter fachlichen Aspekten mit den Schwerpunkten der weitgefächerten Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen sowie den Auswirkungen auf ihre personalen und sozialen Kompetenzen zu befassen. Dieser Beitrag trägt deutlich dazu bei und ergänzt meine gerade erschienene Broschüre >Medienkompetenz beginnt mit der Sach- und Selbstkompetenz bei den Erwachsenen und nicht zuvorderst "am" Kind!< (ISBN: 978-3-96304-619-2; www.oberstebrik.de). Durch meine Supervisionstätigkeit in Krippen und Kitas erlebe ich vielfach den vollkommen unreflektierten + verstärkten Einsatz unterschiedlicher digitaler Medien, um schon im Kleinkindalter eine "Medienkompetenz" zu erreichen. Hier wird - um es mit einer Metapher zu beschreiben - "das Pferd von hinten aufgezäumt".
- Armin Krenz, Hon.Prof. (a.D.)

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