Vorschläge für ein verpflichtendes Coronatest-Konzept in Kitas
Sehr geehrte Damen und Herren,
gestern beschloss der bayerische Landtag, dass Ihr Ministerium bis Dienstag Vorschläge für eine Testpflicht in Kitas vorlegen soll. Deshalb möchten wir Ihnen als pädagogisches Fachpersonal aus der Praxis unsere Vorschläge für eine Testpflicht unterbreiten. Wir hoffen, dass Ihnen diese Vorschläge helfen ein Konzept zu erarbeiten, welches für die Kitas gut umsetzbar ist und das Personal nicht zusätzlich belastet.
Wir haben auf unseren Social-Media-Kanälen Umfragen durchgeführt und dabei nach Vorschlägen zur Umsetzung der Testpflicht gefragt. Dabei kristallisierten sich folgende Fragen und Aussagen heraus:
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Das Personal hat Angst vor zusätzlicher Überlastung durch die Aufgabe der Testung. Es braucht Hilfe von externem Personal. Die Aufgabe der Testung zählt zudem nicht in den Ar- beitsbereich von pädagogischen Fachpersonal.
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In einigen Kitas gibt es nicht die geeigneten Räumlichkeiten, in denen Tests durchgeführt werden können.
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Wie wird damit umgegangen, wenn Kinder den Test verweigern? Dürfen sie dann die Kita nicht besuchen und müssen wieder nach Hause gehen? Die pädagogischen MitarbeiterInnen brauchen hier klare Regelungen, um eventuelle Konflikte und Missverständnisse im Vorfeld zu vermeiden.
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Wie wird damit umgegangen, wenn ein Kind positiv ist? Wie müssen Eltern reagieren? Wer muss dann in Quarantäne? Hier braucht es klare Regeln der Gesundheitsämter, die im ganzen Bundesland gleich sind. Eltern müssen darüber informiert werden. Hierbei könnte sich ein allgemeines Informationsblatt, welches beispielsweise durch das Gesundheitsamt erstellt wird als sehr hilfreich erweisen in dem klare Regelungen für Eltern einfach und verständlich zusammengefasst werden.
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In einigen Kitas nutzen die Eltern die Selbsttests sehr gerne. Warum ist das nicht überall so und wird nun verpflichtend eingeführt? Können Eltern die Tests selbst übernehmen?
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Die Labore sind schon jetzt oft überlastet. Gibt es noch freie Kapazitäten für Pool-Tests?
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Die Umsetzung darf die Erziehungspartnerschaft nicht noch weiter belasten. Klare Regelungen sind notwendig.
Es braucht Auswahlmöglichkeiten, damit jede Kita ihr Konzept in der jeweiligen Einrichtung umsetzen kann.
Als Vorstand, der diese Umfrage ausgewertet und mit den eigenen Erfahrungen verglichen hat, schlagen wir folgendes Testkonzept vor:
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Alle Kinder werden zweimal wöchentlich durch Lolly-Pool-Tests getestet. Durch den Austausch mit LehrerInnen wissen wir, dass diese weniger Aufwand für das Personal bedeuten. Die Wissenschaft gibt zudem an, dass die PCR-Tests sicherer sind als Selbsttests.
o Krippenkinder werden morgens beim Bringen in die Kita in der Garderobe, vor der Türe oder an einem anderen geeigneten Ort von den Eltern getestet, der vom Personal gut einsehbar ist. Die Eltern kleben selbst die Etiketten auf und übergeben die Test- stäbchen dann an das Personal. Die Eltern werden durch ein Video, welches von medizinischem Fachpersonal erstellt wird oder durch medizinisches Fachpersonal vor Ort geschult, um die Tests sachgerecht durchzuführen. Das Kita-Personal hat nicht die Kapazitäten und die Ausbildung, um diese Aufgabe selbst zu übernehmen. Es hat einen Blick auf die Eltern, ob die Tests sachgerecht durchgeführt werden. Hiermit ist nicht gemeint, dass jederzeit jemand neben den Eltern steht und die Testung beobachtet, da das pädagogische Personal die Aufsichtspflicht für die anwesenden Kinder und die Bildungsarbeit übernehmen muss. Das pädagogische Personal wird im Vorfeld von medizinischem Personal über die sachgerechte Durchführung der Tests aufgeklärt, damit es zur Not unterstützen kann.
o Kindergartenkinder testen sich selbst, z.B. im Morgenkreis unter Anleitung des Personals. Das pädagogische Personal beobachtet die Kinder und gibt kindgerechte, spielerische Tipps, führt die Tests jedoch nicht selbst durch. Das pädagogische Fachperso- nal muss im Vorfeld von medizinischem Fachpersonal zur sachgerechten Durchführung der Lolly-Tests geschult werden, damit es die Kinder richtig anleiten kann.
o Hortkinder müssen lediglich in den Schulferien getestet werden. Dafür schlagen wir die gleiche Vorgehensweise vor wie für Kindergartenkinder.
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- Um die Überlastung des Personals zu verhindern, ist es wichtig, dass es Unterstützung bei den bürokratischen Aufgaben erhält. Diese sind z.B. die Eintragung in das System, die Erstellung der Barcodes, das Aufkleben auf die Röhrchen, etc. Die Unterstützung kann, ähnliche wie in Schulen, durch SekretärInnen oder Verwaltungspersonal erfolgen, welche bereits seit langem von Kita-Personal als Unterstützung gefordert werden. Es muss im Vorfeld geklärt werden, wer die Finanzierung dieses Personals übernimmt. Die Träger haben meist keine finanziellen Mittel übrig, um zusätzliche Verwaltungskräfte anzustellen. Die Kita-Leitungen sind schon jetzt oft an der Belastungsgrenze. Sie können diese zusätzliche Arbeit nicht übernehmen.
Außerdem müssen Kurierfahrer, welche ebenso wie das Labor von der Landesregierung be- zahlt werden müssen, die Proben direkt in den Kitas abholen. Das pädagogische Personal hat nicht die Kapazitäten, um die Proben selbstständig in das Labor zu bringen.
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Ergänzend muss die Möglichkeit offengehalten und vorbereitet werden, dass medizinisches Fachpersonal, z.B. aus Testzentren, Apotheken oder Ärzte die Pool-Testungen bei den Kin- dern durchführen. Möglicherweise gibt es bereits Kooperationen oder gute Kontakte, die ge- nutzt werden können. Diese Vorgehensweise kann vor allem für Kitas, welche sich derzeit personell nicht in der Lage sehen ein Testkonzept durchzuführen eine gute Möglichkeit der Entlastung sein. Es könnte auch eine Lösung sein in der Kommune Personal anzustellen, dass regelmäßig in die Kitas kommt, um die Tests dort durchzuführen und das pädagogische Personal damit zu unterstützten. Damit diese Möglichkeit genutzt werden kann, ist es wichtig, dass klar geregelt wird wie dieses Personal bezahlt wird und wer die Kosten dafür trägt. Die Kosten müssen unserer Meinung nach von der Landesregierung übernommen werden und nicht von den Kommunen oder Trägern.
Wir finden es sehr wichtig, dass nun endlich eine Corona-Testpflicht in den Kitas umgesetzt wird, da dies mehr Schutz und Sicherheit vor Ansteckung für alle Beteiligten am Kita-Alltag garantiert. Bereits seit dem Frühjahr versuchen wir die Politik von der Umsetzung dieser zu überzeugen. Wir freuen uns, dass unsere Argumente nun gehört und umgesetzt werden. Wir hoffen, dass dies bald nicht nur die Corona-Regelungen betrifft, sondern auch die Verbesserung der Arbeits- und Rahmenbedingungen in den Kitas.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand des Verbandes Kita-Fachkräfte Bayern