Erzieherin mit Kindern

Warum schreiben Erzieherinnen keine Bücher?

Angelika Mauel

13.01.2014 | Fachkommentar Kommentare (2)

Vielen Erzieherinnen ist schon der Satz über die Lippen gekommen: „Ich könnte ein Buch schreiben!“  Und wenn die Stimme dabei gereizt klang, wurde deutlich: Diese Erzieherinnen wollen kein Bastelbuch oder Anleitungen zu Entspannungsübungen schreiben. Sie möchten dem, was sie bewegt, Ausdruck geben. Sie möchten gehört und ernst genommen werden.

Lässt sich eigentlich eine Debatte über die Qualität der Kinderbetreuung ohne Erzieherinnen führen? Die Frankfurter Buchmesse ist vorbei. Wie schon in den Jahren zuvor entdeckte ich auf der weltgrößten Buchmesse kein von einer Erzieherin geschriebenes Buch über die realen und keineswegs idealen Rahmenbedingungen unter denen Kinder in Krippen und Kitas betreut werden. 

Kein Button auf einem Buch „Erzieherinnen warnen!“ Stattdessen nur ein aufgeklebter Hinweis „Mit einem Vorwort von Heinz Buschkowsky“ auf einem Buch des Klett-Cotta Verlags. Der prominente Bürgermeister von Neukölln, der die Krippenpflicht bereits für Einjährige gefordert hat, schrieb einige Seiten zu „Die Chancen unserer Kinder“ und unter dem Pseudonym „Benni-Mama“ veröffentlichte eine Journalistin ein Taschenbuch mit dem Titel „Große Ärsche auf kleinen Stühlen“. Ein markanter Titel für ein unterhaltsames Buch, das sich nicht allein auf Erzieherinnen, sondern auf eine fiktive Elternschaft bezieht. 

Auf die Frage, warum es nicht zumindest eine Anthologie mit Beiträgen kritischer Erzieherinnen geben würde, gab es auf der Buchmesse zwar denkwürdige Aussagen, doch nirgendwo hieß es „Gute Idee! Machen wir!“

Haben Erzieherinnen wirklich nichts zu sagen?

Kein Vorwort, kein Nachwort – Nichts?

Ist es nicht eine Unverfrorenheit, ausgerechnet diejenigen nicht zu Wort kommen zu lassen, die viele Stunden des Tages mit Krippen- und Kindergartenkindern verbringen und die immer wieder sehen, was Kindern fehlt und was sie brauchen würden und nicht bekommen?

Es gibt genügend Erzieherinnen, die aufgrund ihrer Berufserfahrung Bücher mit Erlebnisberichten und Reflexionen füllen könnten. Doch ein brennendes Interesse an dem, was sie zu sagen hätten, scheint nicht vorhanden. Dabei könnten gerade Erzieherinnen mit einer guten Beobachtungsgabe angesichts der frühen Langzeitbetreuung von Kleinkindern und der Schaumschlägerei um die frühkindliche Bildung so vieles „auspacken“.

Die Leipziger Buchmesse 2014 findet vom 13. bis 16. März statt. Ein Besuch bietet Erzieherinnen die Gelegenheit, sich an den Verlagsständen umzusehen, Gespräche zu führen und Fragen zu stellen. Vielleicht erscheint bereits zur Leipziger Buchmesse die erste Anthologie mit Beiträgen kritischer Erzieherinnen. Und falls dies schon wieder nicht der Fall sollte, dann könnten Erzieherinnen immerhin  die Verantwortlichen der Verlage auf etwas aufmerksam machen, was eigentlich alle wissen: Erzieherinnen haben etwas zu sagen.

 

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Kommentare (2)

Marion 31 Januar 2016, 09:01

Hallo,

Erzieherinnen schreiben Bücher und zwar sehr viele. Bücher für Erzieherinnen sind zu einem sehr großen Teil von Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen verfasst worden. Wer ein bisschen recherchiert, kann as schnell herausfinden.

Das andere: Verlage sind Unternehmen, die wirtschaften müssen und haben ein großes Interesse daran, ihre Bücher möglichst häufig zu verkaufen. Die Zielgruppe der Erzieherinnen ist relativ klein, wenn die noch eingegrenzt wird - also nur noch ein paar Leute angesprochen werden, die gerne kritische Texte über den Beruf lesen wollen - verdient keiner mehr was dabei (auch nicht die Autorinnen).

Ich denke, Kritik am Beruf und BEfurfsfeld zu äußern gehört in die Einrichtung, zum Träger, zu den Eltern und in die Tagespresse. Erzieherinnen müssen selbst kritisch sein und sich besser informieren. Bücher schreiben scheint mir nicht die Lösung.

LG Marion (die gerne viele Bücher liest)

Iris Haak 10 Mai 2014, 15:44

Erzieher und Erzieherinnen erleben täglich echt ne Menge! Das wahre Leben! Viel heiteres ist dabei. Manches macht nachdenklich. Viel Verantwortung und Mut immer wieder individuell allen Herausborderungen zu stellen.
Davon versuche ich heiter zu berichten und für den schönsten Beruf der Welt zu werben. Zu lesen bei: singt-da-paula@iris-haak.de

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