Was bringt die Kindergartenpflicht in Berlin?
Berlin führt ab dem kommenden Kitajahr die Kitapflicht für diejenigen Kinder ein, die keine Kita besuchen und im obligatorischen Sprachtest für Viereinhalbjährige keine ausreichenden Resultate erzielen. Grund für diese Maßnahme ist eine empirische Studie, in der festgestellt wurde, dass Kita-Kinder bessere Ergebnisse im Sprachtest erzielen. Daran gibt es viel Kritik. Zum einen sollen die Eltern ein Bußgeld bezahlen, wenn die Kinder nicht in der Kita erscheinen - ein Unding für diejenigen, die ohnehin schon auf der untersten Einkommensstufe leben. Zum zweiten ist - vermutlich nicht nur - das Berliner Kita-Gutschein-System eine bürokratische Hürde, die viele Eltern scheuen. Und schließlich haben diejenigen Eltern, die ihre Kinder nicht zum Sprachtest schicken, selbst solche Defizite in der deutschen Sprache, dass sie die Aufforderung dazu gar nicht verstehen.
Und dann gibt es noch die differenzierte Betrachtung auf die Sprachtests, die Anlass für die Kitapflicht sind. Zwar haben sich die Deutschkenntnisse von Kita-Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache in den letzten 10 Jahren verbessert. Aber der Anteil von Kindern mit Sprachdefiziten ist mit 4 Prozent gleichgeblieben (9 Prozent der deutschen und 47 Prozent der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache). Und auch 19 Prozent der Kinder, die länger als zwei Jahre die Kita besucht haben, zeigen Sprachdefizite. Grund dafür sind die fehlenden Sprachförderkompetenzen des ohnehin zu knappen Personals (alle Angaben aus der heutigen tageszeitung, in der Susanne Memarnia drei Artikel zur Situation der Kindergärten in Berlin veröffentlicht hat).
Dies bedeutet, dass Berlin noch etwas mehr Geld für die Qualifizierung des Kita-Personals und eine Verbesserung des Personalschlüssels in die Hand nehmen muss. Denn sonst kommen die Kinder, deren Familien ohnehin unterprivilegiert sind, nicht auf den gleichen Sprachstand wie diejenigen, die in besseren Verhältnissen aufwachsen.
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