Lesedecke

„Was ist Glück?“ und andere philosophische Fragen mit Fünfjährigen in der Kita

12.03.2021 Kommentare (0)

Trotz Tablet und Alexa im Kinderzimmer – Anja Spickernagel, 51 Jahre alt, erzählt, wie sie mit ihrer Leidenschaft für Bücher die Kinder im Kinderhaus Lumiland am Campus inspiriert.

Anja Spickernagel arbeitet, seit die Kita vor zehn Jahren eröffnet wurde, als pädagogische Fachkraft in der betriebsnahen Kindertagesstätte der RWE und hatte davor bereits Berufserfahrung bei anderen Trägern in Essen sammeln können. Besonders schätzt Märchenzelt im Garten
sie die Freiheit in ihrer täglichen Arbeit mit den Kindern: „Bei uns im Lumiland kann ich sehr selbstbestimmt arbeiten.“ Viele ihrer Ideen konnte sie so in gruppenübergreifenden Angeboten am Vormittag umsetzen. Im Laufe der Jahre fanden schon eine Tanz-AG, eine Märchen-AG, die Philosophie-AG und viele andere statt. Sobald der Sitzkreis mit den Fünf- bis Sechsjährigen im Bücherraum der Kita komplett ist, holt Anja Spickernagel zum Beispiel das Buch „Herr Glück und Frau Unglück“ hervor. Dank ihrer erfahrenen Vorlesestimme tauchen die Kinder tief in die Geschichte über das Glück ein und können danach über die Gefühle, die in der Geschichte benannt werden, philosophieren. Durch Fragen wie „Wann bist du denn glücklich?“ oder „Was hat du das letzte Mal gemacht, als du gemerkt hast, dass du unglücklich bist?“ fangen die Kinder an nachzudenken und stellen Bezüge zu ihrer Lebensrealität her. Mithilfe eines anderen Bilderbuchklassikers setzt sich die Literaturbegeisterte zusammen mit den Kindergartenkindern spielerisch mit Empathie auseinander. Nachdem die Kinder „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ vorgelesen bekamen, werden sie angeregt, sich in den Löwen und die anderen Protagonisten hineinzuversetzen, und sie reden miteinander, welche Fähigkeiten sie selbst auch schon haben oder in Zukunft haben möchten. An den warmen Tagen wird auch gerne die „Lesedecke“ rausgeholt und im Nu ist die pädagogische Fachkraft von vorlesebegeisterten Kindern umringt. Für Anja Spickernagel sind ihre selbstständig konzipierten und umgesetzten AGs eine große Freude und ein Ausdruck von Wertschätzung am Arbeitsplatz: „Ich kann hier meine persönlichen Interessen und Talente in meine Arbeit einfließen lassen, damit trotz Tablet und Alexa im Kinderzimmer das Interesse an echten Büchern in Zukunft nicht verloren geht.“ 

Anja Spickernagel, pädagogische Fachkraft in Essen, berichtet von der erfüllenden Aufgabe, einem syrischen Jungen durch individuelle Sprachförderung den Start in Deutschland zu erleichtern.

Herr Glück und Frau Unglück„Am schönsten ist es, wenn ich am Ende des Tages merke, ich habe ihm heute wieder etwas Wichtiges fürs Leben mitgegeben.“ Er – das ist in diesem Falle der fünfjährige Omar, der mit seiner Familie aus Syrien nach Essen gekommen ist und seit letztem August das
Kinderhaus Lumiland am RWE Campus besucht. Am ersten Tag, erinnert sich Anja Spickernagel, kam der zierliche Junge mit Brille ganz offiziell gekleidet mit weißem Hemd, hat kein Wort verstanden, das mit ihm gesprochen wurde, aber er strahlte das Team an. 2014 hatte die pädagogische Fachkraft eine Fortbildung zu Sprachentwicklung absolviert und seither setzt sie diese bei Bedarf in der pädagogischen Arbeit ein. Das Strahlen des Jungen ist geblieben, und dazu hat er sich inzwischen dank der individuellen Sprachförderung einen eigenen kleinen Wortschatz aufgebaut, kann Schere und Stift schon richtig führen und hat damit einen Grundstein für seine Bildung gelegt. 

Anja Spickernagel gibt Einblicke in das Team der Kindertagesstätte Kinderhaus Lumiland am Campus und ist neugierig auf die neuen Lieblingskollegen

Anja Spickernagel berichtet, wie sehr sie ihr Team und das Führungstandem im Lumiland am Campus schätzt: „Ich begegne hier täglich so netten Menschen, mit denen ich auch gerne in der Pause zusammensitze und ein nettes Schwätzchen führe. Frau Buss und Frau Tönis haben für unsere Anliegen im Team immer ein offenes Ohr. Das ist klasse.“ Im gesamten Team gibt es vielfältige Kollegen mit musischen und kreativen Talenten, die mit großer Begeisterung die Kinder beim Aufwachsen begleiten. In diesem Jahr wächst die Kita um fünf weitere Gruppen und wird zukünftig damit ein Haus für 185 Kinder in zwölf Gruppen. Die erfahrene pädagogische Fachkraft ist sich sicher, dass sich die neuen Lieblingskollegen schnell zugehörig fühlen werden, denn die Mitglieder des bestehenden Teams werden sie gut begleiten. Manche Kollegen, die in den letzten Jahren neu dazugekommen sind, hatten zu Beginn Bedenken vor „dem großen Haus“. Anja Spickernagel gibt zu, dass sie sich am Anfang auch etwas erschlagen fühlte, aber es sei deswegen nicht unpersönlicher oder weniger geborgen für die Kinder in ihrer Gruppe und für das Team. „Es wird eine Mammutaufgabe für alle Mitarbeitenden, aber ich habe ein gutes Gefühl und bin neugierig und gespannt auf das, was kommt“, so die Essenerin. 

Spicknagel

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