#WirsindQualifizierteKitaKräfte!
Reaktion auf Kampagne #WirSindKita des bayerischen Sozialministeriums zum modularen Weiterbildungskonzept
Seit der vergangenen Woche wirbt das bayerische Sozialministerium auf dessen Social-Media-Seiten großflächig für das selbst entworfene modulare Weiterbildungskonzept. In diesem können sich Personen ohne fundierte pädagogische Ausbildung per Quereinstieg mit einem Bruchteil der Ausbildungszeit von KinderpflegerInnen und ErzieherInnen für eine Tätigkeit in einer Kindertageseinrichtung qualifizieren.
„Wir freuen uns darüber, dass die Problematik des Personalmangels in Kitas bei der Politik angekommen ist und gehandelt wird. QuereinsteigerInnen dürfen gerne in den Kitas tätig werden. Doch nur mit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung. Das Weiterbildungsmodell als Allheilmittel zu verkaufen, ohne zeitgleich die dringend verbesserungswürdigen Rahmenbedingungen zu verändern, sehen wir jedoch überaus kritisch.“ Sagt Veronika Lindner, die 1. Vorsitzende.
Der Verband kritisiert folgende Punkte an der Kampagne und dem Weiterbildungsmodell:
- Es scheint, als wäre die Bewerbung der Weiterbildung eine der wenigen Dinge, die das Ministerium umsetzt, um die Problematik im frühkindlichen Bildungsbereich zu beheben – das reicht nicht aus!
- Wo bleibt die so dringende und wissenschaftlich geforderte Qualität? Die Weiterbildung ist aus folgenden Gründen keinesfalls vergleichbar mit den fundierten Ausbildungen und genügt nicht den Ansprüchen in der Praxis.
- Es fehlt eine öffentlich einsehbare Evaluation und Verbesserungen der Weiterbildung, die schon mehrmals von verschiedenen Organisationen bemängelt wurde.
- Es fehlt an ähnlichen Werbungen für die herkömmlichen fundierten Ausbildungen und an Verbesserungen an diesen, z.B. um auch mittels diesen Quereinstieg möglich zu machen.
- Durch das modulare Weiterbildungskonzept fühlt sich das gut ausgebildete Kita-Personal geringgeschätzt und abgewertet. Empörend wird auch betrachtet, dass dass Personen während, bzw. nach dem modularen Weiterbildungskonzept die gleichen Aufgaben übernehmen dürfen und gleich entlohnt werden wie staatlich geprüfte und anerkannte Berufsgruppen, sogar die Praxisanleitung zukünftiger ErzieherInnen sei möglich, obwohl diese zu dem Stand schon ein größeres Wissen haben als die QuereinsteigerInnen selbst. Zudem stellen neue, weniger gut ausgebildete und unerfahrene Kräfte eine Zusatzbelastung dar. Für den großen Bedarf an Einarbeitung, stehen oft keine Kapazitäten zur Verfügung stehen.
- Hochmotivierte QuereinsteigerInnen sollten unterstützt werden und ihre Mühe mit einem staatlich anerkannten Abschluss gewürdigt werden, statt mit einer Kurzzeit-Weiterbildung, die auch nur in Bayern anerkannt ist ohne Praxisanleitung in der Praxis eingesetzt zu werden.
- Die Auswirkungen auf die Kinder und die Bildungswelt durch das Weiterbildungkonzept, werden zu wenig bedacht. Welche Konsequenzen hat es, wenn sie weniger gut ausgebildeten Kräften in den ohnehin schon völlig überlasteten und unzureichend ausgestatteten Kitas mit viel zu großen Gruppen gebildet werden? Oder geht es an dieser Stelle vielleicht nur noch um Betreuung oder gar Aufbewahrung?
- Bayern hat im Vergleich zu anderen Bundesländern schon die schlechtesten Werte im Qualifikationsniveau (Bertelsmann Ländermonitor). Mit dem Weiterbildungsmodell wird die Qualität weiter verschlechtert. Sollte nicht alles daran gesetzt werden, um die Werte zu verbessern?
Florian Döring, 2. Vorsitzender im Verband bekräftigt: „Wir sind nicht alleine mit unserer Sichtweise. Erst im vergangen Monat wurde von mehreren Institutionen zusammen ein Brandbrief zum „Gesamtkonzept Weiterbildung“ des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales verfasst.“
Um Politik und Gesellschaft auf das Thema aufmerksam zu machen, startet der Verband in den sozialen Netzwerken die Kampagne „WirsindQualifizierteKitaKräfte!“ in der sich fundiert ausgebildete Kita-Kräfte vorstellen und ihre Sichtweise schildern.
Pädagogisches Personal darf sich gerne an der Aktion beteiligen.
Quelle: Verband Kita-Fachkräfte Bayern e.V.