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Wissenschaftliche Fachverbände kritisieren Kita-Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ scharf
Fehldarstellungen des Aufrufs begünstigen rechte Strömungen, schüren Unsicherheit bei Eltern und Pädagog_innen
Berlin, 13. Februar 2025. Mehrere wissenschaftliche Fachverbände der frühen Kindheit kritisieren den Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ eines nicht näher benannten Aktionsbündnisses, vertreten von Veronika Verbeek, scharf. Der Aufruf nutzt verkürzte, irreführende, wissenschaftlich unhaltbare und falsche Darstellungen, die Verunsicherung bei Fachkräften und Eltern schüren. „In der Begleitung von Kitas erleben wir, wie pädagogische Teams auf wissenschaftlicher Basis qualitätsvolle Kita-Praxis gestalten und sich weiterentwickeln – unbelegte Pauschalkritik wie der Aufruf von Frau Verbeek verunsichert Eltern, entwertet die Arbeit der Fachkräfte und behindert eine konstruktive Weiterentwicklung der frühen Bildung“, sagt Anne-Katrin Pietra, 2. Vorsitzende des Bundesnetzwerks Fortbildung und Beratung in der Frühpädagogik e.V.. Durch pauschalisierende Kritik an Krippenbesuchen und der undifferenzierten Forderung nach „mehr Anleitung von Kindern“ in Kindertageseinrichtungen bietet er rechten Strömungen eine Plattform für autoritäre Pädagogik.
Die im Aufruf geäußerten Positionen, die sich auf Verbeeks problematisches Buch „Die neue Kindheitspädagogik“ stützen, stellen einen nicht haltbaren Rückschritt dar und untergraben die seit über zwei Jahrzehnten etablierte wissenschaftliche Expertise und reflektierte Vielfalt in der Pädagogik der frühen Kindheit im deutschsprachigen Raum. Die angesprochenen Themen sind bereits seit langem Gegenstand eines differenzierten wissenschaftlichen Diskurses und werden im kontinuierlichen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis mit Studien belegt und weiterentwickelt.
„Kinder gestalten ihre Entwicklung aktiv mit. Sie brauchen auch in Kindertageseinrichtungen Freiräume für selbstbestimmtes Lernen und eigenverantwortliches Handeln“, betont Prof. Dr. Jens Kaiser-Kratzmann, Vorsitzender der Kommission Pädagogik der frühen Kindheit der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (PdfK/DGfE).
„Ein Bildungsverständnis, das Kinder in ihren Interessen ernst nimmt und zugleich eine verantwortungsvolle Gestaltung der Rahmenbedingungen sichert, fördert demokratische Bildung von Anfang an“, ergänzt Prof. Dr. Christian Widdascheck, der an der Alice Salomon Hochschule Berlin elementare ästhetische Bildung lehrt und Mitglied des Sprecher_innenrats des Studiengangstags Pädagogik der Kindheit ist.
Reaktion mit Ad-hoc-Stellungnahme auf wissenschaftlicher Basis
Als Antwort haben die Fachverbände eine Ad-hoc-Stellungnahme veröffentlicht (siehe Anhang). Wissenschaftlich fundiert, mit zahlreichen Studien und Quellen, stellt sie eine Klarstellung zu zentralen Themen der frühen Bildung in Kindertageseinrichtungen dar. „Das System der Kindertageseinrichtungen braucht gegenwärtig nicht weitere Verunsicherung, sondern konstruktiven, fachlich versierten und differenzierten Diskurs für seine Weiterentwicklung“ betont Prof. Dr. Tina Friederich, Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V.. Besonders wichtig sind hier bessere strukturelle Rahmenbedingungen, um bestehende Erkenntnisse wirksam in eine qualitativ hochwertige Praxis umzusetzen.
Unterzeichnende Organisationen:
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Kommission Pädagogik der frühen Kindheit in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
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Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V.
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Kindheitspädagogischer Studiengangstag Pädagogik der Kindheit
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Bundesnetzwerk Fortbildung und Beratung in der Frühpädagogik e.V.
Stellungnahme (135KB)
Quelle: Alice Salomon Hochschule Berlin
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Kommentare (9)
Da die Vorwürfe in der Stellungnahme gegen den Aufruf von Frau Verbeek nicht zurückgenommen wurden, weise ich auf Folgendes hin:
Der großen Diskrepanz zwischen Ihren Verbänden und dem, was Frau Prof. Verbeek mit ihrem Aufruf und dem Buch veröffentlicht hat, liegen offensichtlich theoretische Missverständnisse zugrunde.
Unabhängig von den in der Stellungnahme der Kindheitsverbände angeführten Studien, die angreifbar sind, scheint eine Überinterpretation der Fähigkeiten von Säuglingen und Kleinkindern die Grundlage für diese Missverständnisse zu sein. Dazu gehören die falschen Annahmen, dass Neugeborene bewusst nachahmen (Meltzoff) und Säuglinge schon Erinnerungsfähigkeiten haben. Aus der Säuglingsforschung folgt für alle KrippenbefürworterInnen, dass die frühe Krippenbetreuung und die Partizipation die Kinder von Anfang an bilden. Es wird über die falschen Annahme hinaus ignoriert, dass die Selbstbildungsantriebe der kleinen Kinder für Bildung im umfassenden Sinne sorgen, wenn sie sich im Schutz der primären Bindungsperson (der Mutter) sicher fühlen. Das kann in Krippen nicht geschehen, besonders nicht unter den derzeitig prekären Bedingungen. Die Verbände berufen sich nur auf Studien. Wenn allerdings die Kollegin Rachel Dreyer von der ASH in ihrem Aufruf Heckmann zitiert mit der Aussage, die frühe Krippenbetreuung nutze den Kindern, dann hat sie ihn falsch zitiert. Nach Heckmann gilt diese Aussage nur für die Kinder aus sehr schwierigen Familienverhältnissen. Für alle anderen Kinder sagt Heckmann sehr ausdrücklich, dass die in ihren Familien besser aufgehoben sind. Bei der U-2-Bestreuung ist es so, dass 20 % der Kinder stark beschädigt sind (Wiener Krippenstudie und andere), 30 weitere % mittelmäßig, 30 % ohne Nutzen und 20 % haben Vorteile bei guten Bedingungen. Die 20 % am Anfang sind zum Teil so sehr geschädigt, dass die allgemeine pauschale Aussage, Krippenbetreuung U 2 bildet die Kinder und nutzt ihnen, fahrlässig ist. Auch die Aussagen der überzeugten Krippenbefürworterinnen Ahnert und Viernickel, auf die sich die Verbände beziehen, provozieren Widerspruch. Das liegt an dem himmelweiten Unterschied zwischen deren wissenschaftlichen pädagogischen Texten und der Praxis. Da Frau Prof. Verbeek seit vielen Jahren eng an der Praxis arbeitet, sind ihr die im Aufruf genannten Probleme aufgefallen. Das sollten alle mit bedenken.
Der Vorwurf, dass der Aufruf von Frau Verbeek rechtsextreme Strömung unterstützen, ist und bleibt eine Diffamierung. Pädagogische Positionen müssen der Praxis standhalten, sonst taugen sie nicht. Nur weil irgendwelche undemokratische Kräfte dies auch auf ihrem Zettel haben, ist die Erfahrung aus der Praxis ja nicht falsch.
Es bleibt die Aufforderung, den Vorwurf gegen Frau Prof. Verbeek zurückzunehmen.
Was ist das?
Da ist eine anerkannte Wissenschaftlerin, Prof. Dr. V. Verbeek, die ein 220 Seiten umfassendes Werk zum Thema " Neue Kindheitspädagogik" mit 30 Seiten Quellenangaben verfasst hat. Zudem konnte Frau Verbeek im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit sehr viel Praxiserfahrungen in hunderten von Kitas sammeln.
Und dann wird diese Professorin von pädag. Verbänden in einer Weise kritisiert, die nichts mit einer differenzierten Auseinandersetzung zu tun hat.
Ich bin keine Wissenschaftlerin, sondern seit 38 Jahren psychologische Kindertherapeutin und stelle fest, dass seit geraumer Zeit immer mehr Kinder vorgestellt werden, denen schwerwiegende psychische Störungen attestiert werden, die aber eigentlich nur unter eklatanten Erziehungsdefiziten leiden. Es fehlt diesen Kindern vor allem an Halt und Orientierung durch Bezugspersonen, die klar in ihrer Identität verankert sind. Diese Defizite aus den Elternhäusern können offenbar in zunehmendem Maße nicht mehr durch Kitas kompensiert werden. Hier wird der Zusammenhang zu den sog. "offenen Konzepten" in den Kitas immer offensichtlicher.
Die Vermutung liegt nahe, dass diese zunehmend deutlich zu Tage tretenden Irrwege der Neuen Kindheitspädagogik den Hintergrund für diese fachlich entgleiste Stellungnahme bilden.
Replik auf die Anmerkung der Redaktion: Danke für die Klarstellung, das wird so leider nicht deutlich, denn der Link führt direkt auf die Stellungnahme, nicht auf eine Pressemitteilung. Die zentrale Frage aber ist, ob man sich als Portal diese effekthaschende Polemik zu eigen machen und damit zu ihrer Verbreitung und in der Folge zur Beschädigung der Kollegin beitragen will. Ansonsten wäre eine einfache stilistische Lösung, bei der inhaltlich nichts verloren ginge, was den wissenschaftlichen Disput betrifft: Streichung der Überschrift oder wenigstens (!) Streichung des Zusatzes "rechten" (denn das steht in der Stellungnahme der Fachverbände ja gar nicht!).
Eine renommierte Wissenschaftlerin veröffentlicht ein Fachbuch. Sie belegt ihre Aussagen mit einschlägigen Quellen. Andere renommierte Wissenschaftler:innen argumentieren in einer Stellungnahme dagegen, ebenso mit zahlreichen Quellen unterlegt. Soweit, so gut(e) wissenschaftliche Praxis. Und guter Stil.
Das Problem beginnt für mich dort, wo aus wissenschaftlicher Argumentation politische Polemik wird. Und genau das passiert hier: Schritt 1: In der Stellungnahme wird konstatiert, V. Verbeeks Ausführungen böten "einen Nährboden für autoritäre Systeme“. Das allein schon ist eine unwissenschaftliche und unzulässige Formulierung. Zudem ist sie komplett entbehrlich, die wissenschaftliche Argumentation bedarf ihrer nicht. Schritt 2: Auf dieser Seite (ErzieherIn.de) wird daraus eine Headline nochmals ganz neuer Qualität, denn hier heißt es nun: Fehldarstellungen des Aufrufs begünstigen rechte Strömungen…“ Es erschrickt mich in höchstem Maße, wie hier mit V. Verbeek umgegangen wird. Nein, man muss ihren Argumenten (weder teilweise noch in Gänze) folgen. Aber zum guten wissenschaftlichen Umgang gehört zweierlei: 1. eine gute wissenschaftliche Gegenargumentation, 2. ein guter menschlicher Stil. Guter Stil jedoch ist es ganz und gar nicht, Frau Verbeek in eine „politische Ecke“ zu stellen. Mehr noch, es ist geradezu verantwortungslos, denn jedem dürfte klar sein, dass das ein sehr ernsthafter Angriff auf die Reputation dieser Wissenschaftlerin ist. Und zwar einer, der nichts, aber auch gar nichts mehr mit dem zu tun hat, was Inhalt der wissenschaftlichen Abhandlung war.
Ich erwarte von den Autor:innen dieser Plattform, dass sie die Headline löschen. Das ist das Mindeste. Und guter Stil wäre, sich bei Frau Verbeek für diese Entgleisung öffentlich zu entschuldigen, um weiteren Schaden von der Kollegin abzuwenden.
Und noch etwas: Was dürfen Menschen, ergo auch Eltern, von Wissenschaft erwarten? Doch wohl, dass ihnen wiss. Ergebnisse präsentiert und diese eingeordnet werden. Und zwar aus und in jegliche Richtung. Eltern können lesen und Eltern können denken. Und zwar eigenständig. Sowohl in Stellungnahme als auch auf dieser Seite wird formuliert, dass Eltern durch unterschiedliche Auffassungen verunsichert werden. Man kann es auch anders sehen: Indem unterschiedliche Auffassungen vorenthalten würden, entmündigte man die Eltern. Das wiederum wäre ein echter Schritt in Richtung „autoritär“.
Anmerkung der Redaktion :
Der Satz "Fehldarstellungen des Aufrufs begünstigen rechte Strömungen, schüren Unsicherheit bei Eltern und Pädagog_innen" ist Teil der Pressemitteilung der Alice Salomon Hochschule Berlin (Quelle: https://www.ash-berlin.eu/hochschule/presse-und-newsroom/presse/pressemitteilungen/wissenschaftliche-fachverbaende-kritisieren-kita-aufruf-kita-kindeswohl-im-blick-scharf/)
In der Stellungnahme wird die Ablehnung der Argumente aus dem Aufruf 'Kitakinder-Wohl' u.a. mit der Sorge begründet, dass bestimmte Argumente und Forderungen aus dem Aufruf von autoritären Strömungen aufgegriffen und für deren Zwecke genutzt werden könnten. Haben deshalb überprüfbare, die Kinder schützende Aussagen keine Geltung mehr?
Kommentar auf Prof. Dr. Veronika Verbeek, 18.02.2025, 17:44
Ihren Hinweis auf die Darstellung Ihrer Person in der Pressemitteilung haben wir zur Kenntnis genommen. Die Nennung Ihres Namens ohne akademische Titel oder Berufsbezeichnungen war nicht als Abwertung Ihrer wissenschaftlichen Qualifikation gedacht.
Wir haben die Darstellung inzwischen überarbeitet und Sie mit Ihrem korrekten akademischen Titel benannt. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ bezieht sich ausschließlich auf die vorgebrachten Thesen und deren fachliche Einordnung.
Die Sorge, dass bestimmte Argumente und Forderungen aus dem Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ von autoritären Strömungen aufgegriffen und für deren Zwecke genutzt werden könnten, bezieht sich nicht auf Ihre Person, sondern auf die möglichen gesellschaftlichen Wirkungen solcher Debatten. Unser Anliegen ist es, auf diese Anschlussfähigkeiten hinzuweisen und für eine differenzierte, wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung zu sensibilisieren.
Unser Anliegen ist es weiter, die Diskussion sachlich und auf wissenschaftlicher Basis zu führen.
Die Ad-hoc-Stellungnahme dient der Einordnung zentraler Punkte des Aufrufs und soll einen konstruktiven Austausch ermöglichen.
Darüber hinaus verfolgt die Stellungnahme das Ziel, auch Fachkräften, Eltern und anderen Interessierten einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse und Debatten in der frühkindlichen Bildung zu ermöglichen.
Eine differenzierte, transparente Vermittlung von aktuellem Forschungswissen ist uns dabei besonders wichtig.
Im beruflichen wie privaten Umfeld sehe ich fast täglich, wie sehr umfassende Gruppen-Betreuung Kinder überfordert und erschöpft. Es ist notwendig, dass ein fachlicher Diskurs über die psychischen Folgen stattfindet und die Forschung der Entwicklungspsychologie ernst genommen wird! Gefragt sind hier Politik und Eltern (Väter explizit im gleichen Maße wie Mütter), aber auch Fachpersonal. Die sprachlichen Entgleisungen gegenüber Veronika Verbeek sind inakzeptabel und lassen Zweifel aufkommen, ob fundierte kritische Stimmen im Hinblick auf das Kita-System gegenwärtig überhaupt noch Platz im Diskurs finden können.
Kommentar zur Pressemitteilung
Die Pressemitteilung verschiedener hochschulnaher Organisationen im Feld der Kindheitspädagogik, presserechtlich vertreten durch Prof. Dr. Tina Friederich und Prof. Dr. Christian Widdascheck, bezieht sich auf den Aufruf „Kita-Kindeswohl-im Blick“, der als Arbeitergebnis einer Fachgruppe aus Pädagogik, Heilpädagogik, Psychologie und Psychotherapie entstand und vor einem halben Jahr unter meinem Namen öffentlich kommuniziert wurde. Es handelt sich dabei um fünf kritische Thesen zur aktuellen Kita-Pädagogik mit konstruktiven Vorschlägen auf der Grundlage belastbaren entwicklungspsychologischen Wissens über das Wohlbefinden von Kindern, optimales Lernen im Kindesalter und eine kindgemäße psychische Entwicklung. Dass es hier nun zu einer kontroversen Diskussion kommen kann, gehört zum wissenschaftlichen Diskurs.
Mein Kommentar bezieht sich im Folgenden nicht auf Inhalte. Die Stellungnahme, die der Pressemitteilung angehängt ist, fasst letztendlich zusammen, was vor über einem Jahr Aus-gangspunkt meiner Veröffentlichungen darstellte. Aktuell ist inhatlich nichts hinzuzufügen.
Mein Kommentar soll sich aber auf die diffamierende Wissenschaftskommunikation der beteiligten kindheitspädagogisch engagierten Intitiativen und der presserechtlich verantwortlichen Hochschulvertreter:innen beziehen, von der ich mich entschieden abgrenze.
Der Klassiker: Abwertung wissenschaftlicher Expertise anderer
1. Was direkt auffällt: Im Gegensatz zu den unterzeichnenden hochschulnahen Verbänden und den in anderen Internet-Veröffentlichungen ergänzten Professor:innen als „wissenschaftliche Ansprechpartner:innen“ an zwei Hochschulen, werde ich in der Pressemitteilung mit Vornamen und Nachnamen genannt. Meine Berufe als Psychologin und Psychotherapeutin, als Promovierte in sowie meine Position als Hochschulprofessorin werden unterschlagen, was mich als wissenschaftlich wenig kundige Person darstellt. Das kann kein Zufall sein.
2. Es wird behauptet, der Aufruf nutze „verkürzte, irreführende, wissenschaftlich unhaltbare und falsche Darstellungen“, es wird auch von „Fehldarstellungen“ gesprochen. Das Thesenpapier Kita-Kindeswohl-im Blick ist natürlich mit dem Ziel hoher Kommunizierbarkeit verfasst worden, ist aber in allen Aspekten durch wissenschaftliche Bezüge belegt. Diese sind für Interessierte an einer sachlichen Diskussion transparent und ausführlich auf meiner Homepage https://www.veronika-verbeek-trier.de/kita-kindeswohl-im-blick/ kommuniziert. Wer will, kann alles nachvollziehen.
3. Meine wissenschaftliche Publikation „Die neue Kindheitspädagogik – Chancen, Risiken und Irrwege“ in der Reihe „Pädagogik kontrovers“ eines bekannten Wissenschaftsverlags wird in der Pressemitteilung als „problematisches Buch“ bezeichnet, was im Sinne von „zweifelhaft“ verstan-den werden soll, ansonsten hätte man auch „kritisch“ oder vielleicht „provozierend“ schreiben können. Das 2024 erschienene Buch stellt nur in Teilen eine Grundlage für das Thesenpapier dar, andere Bezüge werden zur Fachexpertise z.B. unter www.frühe-Bindung.de, hergestellt, weil es natürlich viele Fachleute gibt, die auf Tendenzen in der Kita-Pädagogik begründet kritisch schauen. Eine Publikation von 200 Seiten, die 30 Seiten Literaturbelege listet, bedeutungsschwanger als „problematisch“ zu etikettieren, entspringt m.E. keiner sachlichen Motivlage.
Die Keule: Unterstellung rechtspolitischer Nähe
Die Unterzeichnenden der Pressemitteilung titulieren meine bildungswissenschaftlich, psycholo-gisch und psychotherapeutisch geprägten Beiträge nicht nur als „Fehldarstellungen“, sondern unterstellen in Schlagzeilen und Überschriften, diese „begünstigen rechte Strömungen“. Auf der Homepage des Bundesnetzwerks für Frühpädagogik e.V. heißt es in großen Lettern: „Pauschali-sierend, verzerrend, Steilvorlage für rechte Strömungen“. Es wird mir nicht nur Dillentantimus unterstellt, es wird auch beinahe marktschreierisch auf vielen Foren verbreitet, ich nähme billigend in Kauf, von rechten Parteien vereinnahmt zu werden. Dagegen verwehre ich mich entschieden. Was hat das Wissen um die salutogenetische Wirkung der frühen Eltern-Kind-Zeit und die Forderung einer gleichstellungsorientierten Elternzeit, was hat die Einbindung strukturierter Lernsituationen in die Kita in Kenntnis der Lernforschung mit Rechtspopulismus zu tun? Dieses untalentierte Fuchteln mit der rechtspopulistischen Keule, um die inhaltliche Debatte abzuwehren, löst bei mir blankes Entsetzen aus. Tun sich die kindheitspädagogisch engagierten Organisationen und die beiden Hochschulprofessor:innen damit einen Gefallen? Ich denke nicht.
Ich fordere: Die Kommission Pädagogik der frühen Kindheit in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, die Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V., der Kindheitspädagogischer Studiengangstag Pädagogik der Kindheit, das Bundesnetzwerk Fortbildung und Beratung in der Frühpädagogik e.V. sollen unterlassen, wissenschaftlichen Kol-leg:innen unbegründet Rechtspopulismus zu unterstellen und billigend in Kauf zu nehmen, dass deren Ruf geschädigt wird.
Aufgrund dieser Unterstellungen behalte ich mir vor, rechtliche Schritte einzuleiten. Ich werde auf jeden Fall bei Scicomm beraten lassen, einer Organisation, die sich auf Wissenschaftsanfein-dungen spezialisiert hat. Hier geht es nicht mehr um meine Person allein, hier geht es um die Se-riosität des Umgangs unter Wissenschaftler:innen.
Gerne diskutiere ich über verschiedene Perspektiven auf die Kita-Pädagogik – aber bitte unter fairen Bedingungen. Ich hätte mir statt der vielen Unterstellungen eine "Steilvorlage für einen wissenschaftlichen Diskurs" gewünscht.
Ob das Fehldarstellungen sind, die im Aufruf von Frau Verbeek aufgeführt sind, ist absolut nicht geklärt. Eine Prüfung unter entwicklungspsychologischen Aspekte würde eher Fehldarstellungen im obigen Aufruf hervorbringen. Die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Aufrufen kommen nicht zur Geltung. Dass hier mit der Keule des Rechtspopulismus gearbeitet wird, disqualifiziert die InitiatorInnen jedoch. Ist das die neue Wissenschaftlichkeit?