zwei U3 Kinder

Wohin ziehen wir denn? Gedanken zur Erziehung

Hilde Sauer

11.02.2013 Kommentare (2)

Meines Wissens kommen Kinder mit einer Vielfalt von Verhaltensweisen zur Welt.

Machen sich bemerkbar, wenn sie Hunger haben, müde sind, oder sich einfach unwohl fühlen.

Sie steuern die Eltern und bekommen meist, was sie brauchen.

Neugierig entdecken sie die Welt

Lernen laufen, sprechen.

Grenzen sich ab, sagen nein, oder fordern vehement.

Funktioniert meistens.

Weltweit.

Je nach Persönlichkeit, genetischer Voraussetzung, oder Verhalten der Bezugspersonen, entwickelt sich ein Kind in seiner Persönlichkeit, schneller oder langsamer.

Es ahmt nach, lernt durch Anreize, Frustrationen, Erfahrungen.

Meine Überlegung, welche Rolle spielt die Erziehung dabei?

Sicher ist die Beziehung in diesen ersten Jahren überwiegend ausschlaggebend für die psychische Stabilität eines Menschen.

In einer geborgenen, sicheren Beziehung lernt ein Kind sicher möglichst unkompliziert seinen Körper zu beherrschen. Es wird „sauber“, selbständig,  sich seiner bewusst.

 

Wie viel Erziehung braucht ein Kind also und warum?

Wir wünschen unseren Kindern ein glückliches, erfolgreiches Leben.

Sind davon überzeugt, wenn wir ihm die notwendigen Kulturtechniken und Überlebensfähigkeiten vermitteln, gelingt dies.

Erfahrungsgemäß von der Persönlichkeit und der Lebenssituation der Eltern abhängig.

Auch abhängig vom Zeitgeist und allgemeingültiger Werte.

Die Umgebung bestätigt unsere Haltung. Wir gehören dazu.

Beim Eintritt in eine Kindertageseinrichtung übertragen wir diese Verantwortung auf das Personal. Hoffnungsvoll, dass unsere Ziele weiterhin verfolgt werden.

Welche Ziele?

Konzeptionell dokumentiert können wir uns versichern, dass unser Kind ganzheitlich gefördert wird und zu einem gesellschaftsfähigen Wesen erzogen wird.

Die zahlreichen Methoden zur Förderung überzeugen.

Schließlich haben die das gelernt.

Die werden das aus unserem Kind schon machen.

 

Die Erzieherin

Sie hat auch ihre eigenen Vorstellungen.

Welche Ziele verfolgt sie?

Was hat sie bewogen, diesen Beruf zu wählen?

Ihre eigene Kindheit?

Ihre Rolle in ihrer Familie?

Die Vorstellung, Kinder nach ihren Werten formen zu können?

Laut Stellenbeschreibung ist sie ein Multitalent.

Musisch, kreativ, konfliktfähig, belastbar, sozial, teamfähig, offen, sportlich…

Wie viele Bereiche sie in der Praxis wirklich abdecken kann, wird sich zeigen.

Ist sie reflektiert, stellt sie sich und ihr Verhalten  auch mal in Frage?

Wie wahrnehmend ist sie?

Kann sie sich abgrenzen?

 

Beim Betreten einer Einrichtung entdecke ich die ersten Hinweise.

Wie fühle ich mich?

Wie ist die Atmosphäre?

Wie ist die Stimmung, der Umgangston?

Was höre, sehe ich?

Schablonen, oder Individualität?

Kollektive Programme, oder auch individuelle Angebote?

Mit dem Wissen, welche Entwicklungsphasen ein Kind durchlebt, welche Freiräume und Grenzen jedes einzelne Kind benötigt, eine pädagogische Herausforderung.

Wie kann man im beruflichen Alltag dem gerecht werden?

Wie viel Struktur, Steuerung , Begleitung und wie viel Freiraum benötigt ein Kind?

Die Voraussetzung dies zu erspüren, heißt doch, dass ich als ErzieherIn meine eigenen Bedürfnisse sehr gut kennen muss.

Wahrnehmend, wissend um Körpersprache, Verhalten, Reaktionen, Hintergründe einschätzen kann. Vorausschauend, beobachtend.

Wie geht das in einer Gruppe mit 25 individuellen Menschen.

Struktur durch Rituale, kollektive Beschäftigungen?

Was wenn, nicht alle mitmachen?

Einzelne stören, auffallen, verweigern?

Dann sind sie gefordert.

Strafe, Ausgrenzung, Konsequenzen?

Klappt das?

Wie fühle ich mich dabei?

Vertraue ich meiner Wahrnehmung, meinem Instinkt, meinen Erfahrungen?

Erlaube ich mir auch mal eine unkonventionelle Reaktion?

Planungen, Konzepte, der Situation entsprechend zu verändern?

Wie werde ich dann im Team behandelt?

Ist das erlaubt?

Was, wenn ich mich trau, die Kollegin zu kritisieren?

Unangemessenes Verhalten anspreche, statt runter schlucke?

Darf ich meine Überforderung zeigen, um Hilfe bitten, wenn ich an meine Grenzen stoße?

Wird mich jemand verstehen?

Oder werde ich es alleine schaffen müssen?

Mit Autorität, Macht, starren Konsequenzen?

Ich weiß, wie schnell man ein gemeinsames Feindbild  Eltern, oder Kindern gegenüber entwickeln kann.

Haben die dann noch eine Chance?

 

Zurück zum Vertrauen in die Entwicklung des Kindes.

Wenn wir unsere Begleitung als Unterstützung sehen. Unsere Angebote der Förderung individuell einsetzten. D.h., Ressourcen, Fähigkeiten der Kinder entdecken, bestätigen, anerkennen, bedarf es dann noch eines schulischen Förderprogramms im Kollektiv?

Genügen dann nicht die Beobachtungen, Wahrnehmungen, Bestätigungen des Vorhandenen. Das Angebot dies ausleben zu dürfen. Neue Entdeckungen sammeln zu können, mit dem Wissen, dass dies jemand versteht, schützend und wohlwollend begleitet?

Rückblickend bin ich sicher, dass dies unserer Gesellschaft mehr dient, als die frühzeitige Beherrschung von Kulturtechniken und Anpassung, die uns als Erwachsene unsere Individualität vermissen lassen.

Ihre Meinung ist gefragt!

Diskutieren Sie über diesen Beitrag.

Kommentare (2)

Wohlers-Endrikat 03 März 2013, 17:32

Ja, sich selbst und die eingen Praxis im KIGA immer wieder hinterfaragen und reflektieren. Und sich und anderen eingestehen, wir sind nicht perfekt - unsere Geduld hat Grenzen, vielleicht werden wir auch manchmal Ungerecht. Und sich dann Entschuldigen!!!!
Das alles braucht Zeit, Ruhepausen.
„Ich darf so sein wie ich bin, man mag mich, ich bekommen Hilfe und Unterstützung, wenn ich sie brauche, ich bin wertvoll!!!“ sind die wichtigsten Leitlinien im Kiga.(Für Kinder/Eltern und Erzieher/innen.

Andreas Linz 11 Februar 2013, 20:15

Diese Gedanken sollten in jedem KiGa aushängen, als Anregung zur eigenen Reflexion.

Hier steckt so viel drin, dass eine inhaltliche Antwort sehr schwer fällt. Es erscheint mir daher wichtiger, den Beitrag sogar öfter zu lesen und einfach wirken zu lassen.

LG Andreas Linz

Kommentar schreiben




Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.


Bitte schreiben Sie freundlich und sachlich. Ihr Kommentar wird erst nach redaktioneller Prüfung freigeschaltet.





Ihre Angaben werden nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Hinweise zum Datenschutz finden Sie im Impressum.