
Wohin ziehen wir denn? Gedanken zur Erziehung
Meines Wissens kommen Kinder mit einer Vielfalt von Verhaltensweisen zur Welt.
Machen sich bemerkbar, wenn sie Hunger haben, müde sind, oder sich einfach unwohl fühlen.
Sie steuern die Eltern und bekommen meist, was sie brauchen.
Neugierig entdecken sie die Welt
Lernen laufen, sprechen.
Grenzen sich ab, sagen nein, oder fordern vehement.
Funktioniert meistens.
Weltweit.
Je nach Persönlichkeit, genetischer Voraussetzung, oder Verhalten der Bezugspersonen, entwickelt sich ein Kind in seiner Persönlichkeit, schneller oder langsamer.
Es ahmt nach, lernt durch Anreize, Frustrationen, Erfahrungen.
Meine Überlegung, welche Rolle spielt die Erziehung dabei?
Sicher ist die Beziehung in diesen ersten Jahren überwiegend ausschlaggebend für die psychische Stabilität eines Menschen.
In einer geborgenen, sicheren Beziehung lernt ein Kind sicher möglichst unkompliziert seinen Körper zu beherrschen. Es wird „sauber“, selbständig, sich seiner bewusst.
Wie viel Erziehung braucht ein Kind also und warum?
Wir wünschen unseren Kindern ein glückliches, erfolgreiches Leben.
Sind davon überzeugt, wenn wir ihm die notwendigen Kulturtechniken und Überlebensfähigkeiten vermitteln, gelingt dies.
Erfahrungsgemäß von der Persönlichkeit und der Lebenssituation der Eltern abhängig.
Auch abhängig vom Zeitgeist und allgemeingültiger Werte.
Die Umgebung bestätigt unsere Haltung. Wir gehören dazu.
Beim Eintritt in eine Kindertageseinrichtung übertragen wir diese Verantwortung auf das Personal. Hoffnungsvoll, dass unsere Ziele weiterhin verfolgt werden.
Welche Ziele?
Konzeptionell dokumentiert können wir uns versichern, dass unser Kind ganzheitlich gefördert wird und zu einem gesellschaftsfähigen Wesen erzogen wird.
Die zahlreichen Methoden zur Förderung überzeugen.
Schließlich haben die das gelernt.
Die werden das aus unserem Kind schon machen.
Die Erzieherin
Sie hat auch ihre eigenen Vorstellungen.
Welche Ziele verfolgt sie?
Was hat sie bewogen, diesen Beruf zu wählen?
Ihre eigene Kindheit?
Ihre Rolle in ihrer Familie?
Die Vorstellung, Kinder nach ihren Werten formen zu können?
Laut Stellenbeschreibung ist sie ein Multitalent.
Musisch, kreativ, konfliktfähig, belastbar, sozial, teamfähig, offen, sportlich…
Wie viele Bereiche sie in der Praxis wirklich abdecken kann, wird sich zeigen.
Ist sie reflektiert, stellt sie sich und ihr Verhalten auch mal in Frage?
Wie wahrnehmend ist sie?
Kann sie sich abgrenzen?
Beim Betreten einer Einrichtung entdecke ich die ersten Hinweise.
Wie fühle ich mich?
Wie ist die Atmosphäre?
Wie ist die Stimmung, der Umgangston?
Was höre, sehe ich?
Schablonen, oder Individualität?
Kollektive Programme, oder auch individuelle Angebote?
Mit dem Wissen, welche Entwicklungsphasen ein Kind durchlebt, welche Freiräume und Grenzen jedes einzelne Kind benötigt, eine pädagogische Herausforderung.
Wie kann man im beruflichen Alltag dem gerecht werden?
Wie viel Struktur, Steuerung , Begleitung und wie viel Freiraum benötigt ein Kind?
Die Voraussetzung dies zu erspüren, heißt doch, dass ich als ErzieherIn meine eigenen Bedürfnisse sehr gut kennen muss.
Wahrnehmend, wissend um Körpersprache, Verhalten, Reaktionen, Hintergründe einschätzen kann. Vorausschauend, beobachtend.
Wie geht das in einer Gruppe mit 25 individuellen Menschen.
Struktur durch Rituale, kollektive Beschäftigungen?
Was wenn, nicht alle mitmachen?
Einzelne stören, auffallen, verweigern?
Dann sind sie gefordert.
Strafe, Ausgrenzung, Konsequenzen?
Klappt das?
Wie fühle ich mich dabei?
Vertraue ich meiner Wahrnehmung, meinem Instinkt, meinen Erfahrungen?
Erlaube ich mir auch mal eine unkonventionelle Reaktion?
Planungen, Konzepte, der Situation entsprechend zu verändern?
Wie werde ich dann im Team behandelt?
Ist das erlaubt?
Was, wenn ich mich trau, die Kollegin zu kritisieren?
Unangemessenes Verhalten anspreche, statt runter schlucke?
Darf ich meine Überforderung zeigen, um Hilfe bitten, wenn ich an meine Grenzen stoße?
Wird mich jemand verstehen?
Oder werde ich es alleine schaffen müssen?
Mit Autorität, Macht, starren Konsequenzen?
Ich weiß, wie schnell man ein gemeinsames Feindbild Eltern, oder Kindern gegenüber entwickeln kann.
Haben die dann noch eine Chance?
Zurück zum Vertrauen in die Entwicklung des Kindes.
Wenn wir unsere Begleitung als Unterstützung sehen. Unsere Angebote der Förderung individuell einsetzten. D.h., Ressourcen, Fähigkeiten der Kinder entdecken, bestätigen, anerkennen, bedarf es dann noch eines schulischen Förderprogramms im Kollektiv?
Genügen dann nicht die Beobachtungen, Wahrnehmungen, Bestätigungen des Vorhandenen. Das Angebot dies ausleben zu dürfen. Neue Entdeckungen sammeln zu können, mit dem Wissen, dass dies jemand versteht, schützend und wohlwollend begleitet?
Rückblickend bin ich sicher, dass dies unserer Gesellschaft mehr dient, als die frühzeitige Beherrschung von Kulturtechniken und Anpassung, die uns als Erwachsene unsere Individualität vermissen lassen.
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