Zukunftsstudie Kita-Management 2024 von Wolters Kluwer
Kita-Leitungen sehen große Potenziale in der Digitalisierung – Ausstattung hinkt oft noch hinterher
HÜRTH, den 14.03.2024. Die digitale Ausstattung der Kitas in Deutschland ist durchschnittlich. In einer Umfrage zur digitalen Infrastruktur an ihren Kitas gaben die Kita-Leitungen eine glatte Drei (2,95). Das ist ein zentrales Ergebnis der wissenschaftlich begleiteten Zukunftsstudie Kita-Management 2024, die Wolters Kluwer, weltweit führender Anbieter von Fachinformationen, Software und Services, vorgelegt hat.
Die Kitas in Deutschland sind stark vom Fachkräftemangel betroffen. „In vielen Bereichen der Wirtschaft werden personalintensive Prozesse durch den Einsatz von digitaler Technik automatisiert. Selbstredend ist dies bei der pädagogischen Arbeit im Bereich der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung keine Option. Pädagogische Fachkräfte und Leitungen sind nicht durch eine KI zu ersetzen“, sagt Thomas Henseler, Verlagsleiter Public Education Management von Wolters Kluwer Deutschland.
Aber: „Es gibt vor allem bei Leitungstätigkeiten z. B. in den Bereichen Verwaltung und Organisation sowie Qualitätsmanagement durchaus Aufgaben und Arbeitsabläufe, die durch Digitalisierung bzw. den Einsatz von Digitalen Tools effizienter gestaltet werden können. Auf diese Weise entsteht für Leitungen mehr Zeit um sich anderen, wichtigeren Aufgaben, z. B. der Personalentwicklung zu widmen.“ Voraussetzung ist allerdings, dass die Ausstattung den Bedürfnissen der Kitas und ihrer Leitungen entspricht – und das ist nur zum Teil der Fall, wie die Befragung von über 500 Kita-Leitungen aus ganz Deutschland im Rahmen der Zukunftsstudie Kita-Management 2024 ergeben hat.
„Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse trotz positiver Bewertungen in einigen Bereichen, dass es immer noch Herausforderungen gibt“, so fassen die drei begleitenden Wissenschaftlerinnen – Dr. Edeltraud Botzum, Professorin an der TH Rosenheim (Fakultät Sozialwissenschaft), Dr. Jana Heinz, Professorin für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Hochschule München sowie Dr. Eva Born-Rauchenecker von der Technischen Hochschule Rosenheim – die Ergebnisse zusammen.
So wird von den Kita-Leitungen insbesondere die WLAN-Verfügbarkeit schlechter als die digitale Infrastruktur allgemein beurteilt. 9,83 Prozent nannten diese „sehr gut“, 25,9 Prozent „gut“, 23,44 Prozent „befriedigend“, 15,12 Prozent „ausreichend“, 15,69 Prozent „mangelhaft“ und 10,02 Prozent „ungenügend“– hier liegt der Durchschnittswert bei einer Drei minus (3,31).
Die Wissenschaftlerinnen stellen außerdem fest: „Spezialsoftware, Fachanwendungen und digitale Fachinhalte haben im Kita-Management bereits einen bedeutenden Stellenwert und ihre Nutzung wird als wichtiger Faktor betrachtet, um die Qualität in den Einrichtungen zu steigern.“ Tatsächlich werden Bereiche wie die Stammdatenverwaltung von Kindern und Elterndaten, die Finanzbuchhaltung und Abrechnung sowie die Kitaplatzvergabe und Anmeldeprozess überwiegend „gut“ mit digitalen Tools bewerkstelligt. Etwas schlechter – weitgehend „befriedigend“ – sieht es beim Personalmanagement und der Personalentwicklung (zum Beispiel Arbeitszeiterfassung) sowie bei der Recherche in Datenbanken und Informationssystemen aus. Die Unterstützung der Kommunikation mit Eltern (z. B. mit Eltern-Informations-Apps) durch digitale Tools liegt mit einer Durchschnittsnote von 2,55 in der Mitte.
„Bedienbarkeit und Zeitersparnis im Vordergrund“
„Die Präferenzen der Nutzer:innen zeigen einen klaren Fokus auf einfache Handhabung, Funktionalität, Stabilität und Vielseitigkeit. Bedienbarkeit und Zeitersparnis stehen im Vordergrund, ebenso wie die Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Bedingungen vor Ort“, so kommentieren die Wissenschaftlerinnen. Und: „Die abschließende Frage danach, ob digitale Tools zur Qualitätssteigerung beitragen, wird von den Befragten überwiegend zustimmend beantwortet.“ Heißt: Der Bedarf an Unterstützung durch eine passgenaue IT wird von den Kitaleitungen gesehen.
Was muss eine Spezialsoftware/Fachanwendung bieten, damit Kitaleitungen sie regelmäßig nutzen? Klarer Favorit bei den Antworten: „Zeitersparnis“ mit 96,6 Prozent, gefolgt von „Leicht zu bedienen“ (88,09 Prozent), „Hilft dabei, Fehler zu vermeiden / steigert Ergebnisqualität“ (76,56 Prozent), „Transparenz gegenüber Mitarbeiter:innen“ (66,54 Prozent) und „Transparenz gegenüber Eltern“ (49,72 Prozent). Mehrfachnennungen waren möglich.
Dass dabei längst noch nicht alle Potenziale ausgereizt sind, meinen die allermeisten der Befragten aber auch. „Bei welchen Tätigkeiten im Arbeitsbereich Personal und Führung sehen Sie das größte Potenzial für Spezialsoftware / Fachanwendungen / digitale Fachinhalte, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen?“, so wurden die Kita-Leitungen gefragt. „Personaleinsatzplanung / Dienstplangestaltung“ antworteten 80,15 Prozent, gefolgt von „Arbeitszeiterfassung und Abwesenheitsmanagement“ (74,86 Prozent), „Personalgewinnung, Bewerbermanagement“ (51,8 Prozent), „Planung und Durchführung von Fortbildungen“ (44,05 Prozent) und „Mitarbeiter:innenbewertungen und -entwicklung“ (43,86 Prozent). Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich.
Fazit der Forscherinnen: „Digitalisierung könnte die dringend notwendige Unterstützung der Praxis aufgrund widriger Rahmenbedingungen bieten. Denn momentan liegt der Fokus nicht weniger Leitungen eher auf der Sicherung der Basisleistungen ihrer Institution denn auf einer systematischen Qualitätsentwicklung. Entsprechend setzen die Kita-Leitungen eine große Hoffnung in das Potenzial digitaler Tools zur Verbesserung der Einrichtungsqualität. Zudem sollten Fortbildungen sowie Ausbildungsordnungen an die Anforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt angepasst werden. Dies könnte dazu beitragen, die Qualifikationen der Fachkräfte im Bereich der frühkindlichen Bildung für die digitale Zukunft von Beginn an zu stärken.“
Hier lässt sich die vollständige Studie herunterladen.
Quelle: Wolters Kluwer